1. Jeder Mensch könnte schwimmen
2. Die Mär von Unterströmungen
3. Quietschender Sand
4. 2 englische Gedichte von Puerto Rico (GC)
5. Kampener Leuchtturm 1958
1. Jeder Mensch könnte schwimmen
behaupte ich einfach einmal. Ich habe sogar schon darüber nachgedacht, ob ich nicht in der Fernsehsendung „Wetten das…?“ die Wette aufstellen sollte, dass ich innerhalb von 15 Minuten von zehn Nichtschwimmern mindestens fünf das Schwimmen lehren kann. Voraussetzung dazu wäre, dass jeder diese Gruppe wirklich nicht schwimmen kann und keine Angst hat, in einem kleinen, relativ flachen mit hinreichend warmen Wasser gefüllten Glasbassin, in das alle Zuschauer seitlich hinein sehen können, meinen Anweisungen zu folgen. Das ist nun aber nicht mehr möglich, da diese Fernsehsendung 2014 eingestellt wurde.
Mit der obigen Behauptung will ich ausdrücken, dass die Menschen durchaus erst ein paar besondere Anweisungen brauchen, also nicht so einfach von alleine schwimmen können, aber dann nach einer relativ kurzen Einweisung sich längere Zeit über Wasser halten und sich sogar fortbewegen können.
Der Gedanke hinter diese Behauptung ist folgender. Mir ist kein Landsäugetier bekannt, das nicht schwimmen kann. Elefanten, Katzen, Mäuse, Gnus… sie alle können schwimmen − wenn sie müssen. Damit ist nicht gesagt, dass es alle gerne oder gewohnheitsmäßig tun. Wenn ihnen jedoch im Wasser der Tod durch Ertrinken droht, dann „hundepaddeln“ sie. Das heißt, sie bewegen ihre Vorder- und Hinterfüße so, als würden sie laufen und halten sich so fortbewegend über Wasser. Man kann an der See oft beobachten, wie Hunde sich sogar bei einigem Seegang in die Fluten stürzen, wenn Herrchen oder Frauchen einen Ball weit hinaus ins Wasser wirft. Wenn man den Hund dann beobachtet, wenn er den Ball im Maul an einer Stelle an Land kommt, wo der Sand langsam ansteigt. Dann ist man erstaunt, dass man in den Bewegungen des Hundes keinen Unterschied bemerkt, ob er noch schwimmt oder bereits Land unter den Füßen hat. Was einem zeigt, dass die Schwimmbewegungen (das „Hundekraulen“) nichts anderes sind als normale Laufbewegungen, nur eben im Wasser. Und dies gilt für so gut wie alle schwimmenden Säugetiere.
Es stellt sich hier nun die Frage, warum können wir Menschen nicht auch einfach lospaddeln, wenn wir ins Wasser geraten und unterzugehen drohen. Wir gehören doch auch zu den Landsäugetieren. Die Antwort lautet: Wir konnten tatsächlich ursprünglich „hundepaddeln, bzw. hundekraulen“, haben es jedoch verlernt. Ich möchte das genauer erklären. In den letztzen Jahrzehnten hat man sich eingehender mit der Tatsache beschäftigt, dass Babys von Geburt an „schwimmen“ können, jedenfalls die meisten. Tatsächlich können solche Babys unmittelbar nach ihrer Geburt etwas, was unglaublich scheint: Lässt man ein Baby ganz langsam mit Gesicht und Bauch voran ins Wasser gleiten, und lässt das Kind los, dann geht das Baby mit geöffneten Augen unter und macht mit Armen und Beinen reflexartige Paddelbewegungen als wolle es schwimmen, was es ja auch tut. Es gibt keinen Protest, und man hat sogar den Eindruck, es bereite dem Baby Spaß, sich frei bewegen zu können. Leider verliert sich diese angeborene Fähigkeit, die Luft gewissermaßen automatisch anzuhalten und loszupaddeln, mit dem Älterwerden des Babys. Man spricht von frühen Reflexreaktionen, die auch nicht bei allen Babys gleichermaßen stark ausgebildet sind.
Zu diesem Verhalten der Babys muss man wissen, dass sie mit einem Atemschutzreflex (auch Tauchreflex genannt) ausgestattet sind. Dieser sorgt dafür, dass die Babys sozusagen automatisch die Luft anhalten, wenn ihr Kopf ins Wasser eintaucht. Es soll dazu Fühler geben, die an beiden Seiten der Nase und auch an der Stirn sitzen und durch die Einwirkung von Nässe und Kälte bewirken, dass wir den Atem anhalten. Ich sage hier absichtlich „wir“. Denn dieser Tauchreflex ist von der Natur als Schutzmechanismus vorgesehen, der bei allen lungen-atmenden Lebewesen beim Eintauchen beobachtet werden kann. Es wird dann gewissermaßen automatisch die Atmung angehalten und der Herzschlag verlangsamt, womit der Sauerstoffverbrauch verringert werden soll. Und dieser Reflex wirkt auch bei Erwachsenen. Jedoch können sie damit noch nicht paddeln wie die Babys und können sich somit nicht über Wasser halten. Während beim Neugeborenen dieser Reflex sehr stark ausgeprägt ist, reduziert er sich bereits innerhalb weniger Wochen nach der Geburt. Durch regelmäßigen Kontakt mit Wasser verstärkt er sich wieder und lässt sich sogar bewusst trainieren.
Jedoch kann so gut wie jeder Mensch dieses Im-Wasser-laufen wieder lernen. Man bewegt dazu einfach Arme und Beine, als wolle man auf dem Boden laufen. Dabei ist zu beachten, dass linker Arm und rechtes Bein, und entsprechend rechter Arm und linkes Bein gleichzeitig nach hinten und wieder nach vorn (laufend) bewegt werden. Es braucht ein bisschen Übung. Aber innerhalb von 5-10 Minuten sollte man diesen Bewegungsablauf erlernt haben und kann fortan nicht mehr ertrinken. Wenn man beim Lernen dieser ungewohnten Bewegungen sich etwa an die Unterwasserfilme von schwimmenden Eisbären erinnert, fällt einem das Üben leichter.
Diese Art von Schwimmen ist nun nicht dazu geeignet, rasch vorwärts zu kommen. Das können die schwimmenden Landsäuger alle viel besser als wir. Jedoch können wir mit diesen einfachen Laufbewegungen kaum noch ertrinken. Und man probiere es aus: die Bewegungen können auch langsam, ohne großen Kräfteverschleiß ausgeführt werden. Man kann sich damit recht lange über Wasser halten oder sich langsam einen rettenden Ufer, Boot oder dergleichen zu bewegen. Dies gilt natürlich nur für relativ wenig bewegte Gewässer.
Abschließend noch zwei persönliche Geschichten zum „Hundepaddeln“. In dem kleinen 350-Seelen-Dorf Meura, wo ich in den vierziger Jahren einige Jahre lebte, gab es einen kleinen Dorfteich, aber keiner lehrte in Meura die Kinder das Schwimmen. Und dennoch „schwammen“ dort die Kinder im tiefen Wasser, wo man nicht stehen konnte. Sie lernten das „Hundepaddeln“ von einander.
Aus meiner Zeit als Rettungsschwimmer auf Sylt habe ich einen Wenningstedter Jungen namens Rainer C. noch gut in Erinnerung, der als kleiner Junge sich in die Wellen warf und so lange „hundepaddelte“, und sich damit oben über den Wellen hielt bis er wieder Land unter den Füßen hatte. Wir Rettungsschwimmer waren stets ganz entsetzt, weil wir genau wussten, dass Rainer nicht schwimmen konnte. Aber es ging immer gut. Wir brauchten nie einzugreifen. (Rainer blieb uns später in Erinnerung, weil er zu bestimmten weiblichen, auch reizvollen Badegästen öfter etwas abfällig meinte, das wäre nichts ,für verwöhnte Sylter Hände’, worauf wir ihn fortan nur noch ,Sylter Hand’ nannten.) Und noch viel später soll Rainer ein hervorragender Rettungsschwimmer geworden sein.
Zurück zu „Wetten das…?“. Das Problem läge darin, dass es schwierig ist, Menschen zu finden, die wirklich nicht schwimmen können und andererseits auch keine Angst
vor dem Wasser haben. Doch müsste dieses letzte Problem, die Furcht, eigentlich in einem Glasbecken, wo die Teilnehmer sich immer wieder im bauchtiefen, warmen Wasser hinstellen können,
beherrschbar sein. Übrigens wird immer wieder behauptet – und ich möchte nach meiner Erfahrung als mehrjähriger Rettungsschwimmer auf Sylt zustimmen – das Ertrinken ein Angsttod ist, man also
ohne Angst vor dem scheinbar nahenden Tod durchaus nicht ertrinken muss, wenn man nur ein wenig „hundepaddeln“ kann.
2. Die Mär von Unterströmungen
„Unterströmung“ ist ein laienhafter Begriff für Wasserströmungen, die in natürlichen Gewässern wie an Meeresküsten und Seen auftreten und Menschen in Gefahr bringen können. Wenn es eine Unterströmung gäbe, dann müsste die Strömung an der Wasseroberfläche nicht sichtbar sein, da sie „unten“ fließt. So eine Art von Strömung kommt in natürlichen Gewässern nicht vor. Es sei denn, man leitet in Gewässer unterirdisch Wasser ein. Aber dieser Fall kommt für die Menschen, die von gefährlichen Unterströmungen an der See sprechen, nicht infrage.
Was mit dem technisch falschen Begriff „Unterströmung“ gemeint ist, sind Brandungsrückströmungen, auch Trecker (mundartl.: ziehen, schleppen), fachlich auch Rip-Stömung genannt. Sie können in allen Meeren entstehen, wo Wellen, und somit Brandung auftritt. Wenn hier von Wellen gesprochen wird, dann sind das Oberflächenwellen, die durch die Einwirkung von Wind auf Wasser in Abhängigkeit von der Wassertiefe entstehen. Wellen, die durch Wasserfahrzeuge (Bug- und Heckwellen), Strömungshindernisse oder ins Meer fließendes Flusswasser entstehen, sind hier nicht gemeint. Auch Gezeitenwellen sind nicht Gegenstand dieses Artikels.
Sich auf- und abbewegende Wellen haben von der Seite gesehen in ihrem ruhigen Auf und Ab ganz grob die Form einer mathematischen Sinuskurve. Der Teil der Welle, der oberhalb des Ruhewasserspiegels liegt, wird als Wellenberg bezeichnet. Die Position der höchsten Auslenkung ist der Wellenkamm. Der Teil der Welle der unterhalb des Ruhewasserspiegels liegt, ist das Wellental. Die Wellenhöhe ist die Summe der Beträge beider benachbarter Maximalauslenkungen. In größerer Wassertiefe bewegen sich die Wasserteilchen in einer Welle näherungsweise auf Kreisbahnen, bleiben also gewissermaßen auf der Stelle; das Wasser bewegen sich also nicht mit der Welle fort, auch wenn es so aussehen mag. Allenfalls werden auf dem Wasser schwimmende Teilchen vom Winde fortgetrieben, was den Eindruck einer Wasserbewegung vortäuscht. Auch wenn das Wasser sich nicht fortbewegt, so transportieren Wellen Energie, was man spätestens dann merkt, wenn die Wellen als Brandung am Land ankommen.
Nähert sich eine Welle einem ansteigenden Ufer, dann verringert sich mit abnehmender Wassertiefe die Ausbreitungs-geschwindigkeit der Wellenfront. Die nachfolgenden Wellen überrollen die Wellenfront, bis auch sie abgebremst werden. Die Wellenlänge nimmt ab, als Folge der Energieerhaltung vergrößert sich die Wellenhöhe bis das Wellenbrechen eintritt. Einfach gesprochen: Wenn die kreisförmige Bewegung der Wellenteilchen durch den ansteigenden Meeresboden gestört wird, dann überrollt der obere Teil der Wellen den unteren, und die Welle bricht und Brandung entsteht. Grundsätzlich erzeugen die Wellen einer Brandung keine gerichtete Strömung in größerem Maßstab.
Eine sich brechende Welle bewegt Wasser in Richtung Land. Das Wasser schwappt das Ufer hoch, also an unseren Strand, und muss dann aber wieder zurücklaufen. Das ist jedoch ein rein örtlicher Effekt, der normalerweise auf die Brandungszone beschränkt bleibt. Auch läuft das Wasser relativ langsam zurück. Man könnte hier wirklich von einer Unterströmung reden, denn unten strömt das Wasser in eine andere Richtung als oben. Aber die „Unterströmungsbezeichner“ meinen dies nicht.
In einer Brandung wird also durch die sich brechenden Wellen tatsächlich Wasser in Richtung Land transportiert, das unter der Welle wieder in Meer zurückläuft. Diese Art von Strömung ist für den Badenden einigermaßen berechenbar, und dieses Hin und Her von Wassermassen ist auf die Brandung beschränkt, kann jedoch bei höherem Seegang dem Badenden gefährlich werden. Das an Land geworfene und das ins Meer zurückströmende Wasser liegen auf einer Linie, die senkrecht zum Strand verläuft. Diesen Idealfall einer Brandung wünschen wir allen Badenden, sofern die Wellen nicht zu groß werden.
In vielen Fällen wird die Brandung jedoch daran gehindert, dass das „Wellenrückwasser“ sich so geordnet auf dem einfachsten Weg zurückzieht. Sandbänke, Seitenwinde, Buhnen oder andere Bauwerke, die das zurücklaufende Wellenwasser ablenken, lassen die Strömungen entstehen, die gemeinhin Unterströmungen genannt werden. Dabei strömt hier tatsächlich nur Oberflächenwasser ins Meer zurück. Genau diese Brandungsrückströme, diese Trecker sind für die Badenden die eigentliche Gefahr an den Meeresstränden. Manche Schätzungen schreiben diesen Treckern 80 % aller Rettungseinsätze zu. Das Unheimliche an dieser Art von Strömung ist, dass der unbedarfte Badende sie meistens vom Land aus nicht sieht und deshalb meint, das Wasser flösse unter der Oberfläche zurück und deshalb den Begriff Unterströmung verwendet. Trecker entstehen nicht nur bei hohem Seegang, auch kleine Wellen, die so harmlos aussehen, können Trecker – wenn auch kleinere – erzeugen.
Wer beim Schwimmen oder nachdem er von einer Welle umgeworfen worden ist, den Boden unter den Füßen verloren hat und in einen solchen Trecker hineingerät, kann eine beträchtliche Strecke in die See hinausgezogen werden. Man wird jedoch nicht, wie Laien oft behaupten, unter die Wasseroberfläche gezogen, sondern wird an der Oberfläche hinaus in die See gespült. Diese Strecke, die man hinausgezogen wird, ist – wie beschrieben – endlich, sie endet hinter den Sandbänken, und man kann den Hinausgetriebenen meistens noch gut sehen.
Wenn man weiß, wie man sich hier verhalten muss, kann man der vermeintlichen Gefahr recht einfach entrinnen. Zunächst muss man verstehen, was mit einem geschieht, wenn man trotz Schwimmens in Richtung Land nicht vorwärts kommt oder sich gar immer weiter von ihm entfernt. Man muss begreifen, dass man in einem Trecker schwimmt und vom Land weggezogen wird. Die einzig vernünftige Handlung ist: seitlich, also in den meisten Fällen parallel zum Strand, aus der Strömung heraus zu schwimmen, um dann ungefährdet in Richtung Land schwimmen zu können.
Das hört sich einfacher an, als es getan ist. Unerfahrene bekommen zunächst Angst oder geraten gar in Panik, und versuchen – meist vergeblich – gegen die Strömung anzuschwimmen. Da dies oft nicht gelingt, erschöpft man mit der Zeit, muss das Schwimmen aufgeben und ertrinkt. Es kann geschehen, dass man zunächst gar nicht bemerkt, in einen Trecker geraten zu sein. Man schwimmt unbedarft vor sich hin, guckt sich um und bemerkt mit einiger Sorge, dass man ganz woanders ist, als man glaubte, weiter vom Land entfernt.
Die Länge, Breite (bis zu 9 m) und die Strömungsgeschwindigkeit (bis zu 8 m/h oder auch mehr) eines Treckers hängen vor den Ursachen ab, die ihn entstehen lassen. Ein Trecker, der sich an einer Buhne bildet, reicht noch weit über das Buhnenende in die See hinaus. Buhnen sind vom Strand ein Stück in die See hineinreichende Bauwerke aus Holz-, Betonpfählen oder Mauerwerk, die dem Strandschutz dienen sollen, indem sie Strömungen, die parallel zu Küste verlaufen in Strandnähe bremsen sollen.
Vor Sandstränden bilden sich in nicht zu weiter Entfernung oft Sandbänke in der See. Diese etwa parallel zum Strand verlaufenden flachen meistens unter der Oberfläche liegenden Sandanhäufungen sind nicht regelmäßig gestaltet. An den Stellen, an denen sie flacher sind, strömt das von den Wellen getragene Wasser in einer Rinne ins Meer zurück und bildet einen Trecker, der die Rinne noch verstärken kann. Aus mannigfaltigen Gründen sind Sandbänke ständig in Bewegung und können damit ihre Form häufig ändern. Etwa weil etwa der Wind aus einer anderen Richtung weht, der Seegang sich ändert oder die Gezeiten Strömungen erzeugen. Damit ändern sich auch die Trecker. Das kann innerhalb weniger Stunden, ja Minuten geschehen, was die Warnung vor Sandbank-Treckern sehr erschwert. Draußen in der See vor den Sandbänken wird der Trecker naturgemäß schwächer und verliert sich schließlich.
An Buhnen, wie sie an unseren Küsten in Form von Pfahlreihen auftreten, kommen Trecker besonders häufig vor. Das an einen Strand zwischen den Pfahlreihen von der Brandung hineingespülte Wasser läuft vorzugsweise entlang der Buhnen zurück ins Meer. Und wenn ein seitlicher Wind weht, dann ist der Trecker auf der dem Wind zugewandten Buhnenseite besonders stark. Diese Art von Trecker können noch von den Gezeitenströmungen, die meistens parallel zur Küste verlaufen, verstärkt werden. So werden zum Beispiel die Trecker im rechten Bild am Weststrand von Sylt von der von Süden nach Norden laufenden Flutströmung verstärkt. Und noch ein Umstand macht diese Buhnentrecker besonders tückisch: Der Wasserstrom des Treckers reißt den sandigen Grund neben der Buhne mit sich, und es bildet sich eine trichterförmige Rinne in Richtung Meer hinaus. Der Trichter der Rinne öffnet sich zur See hin, und seine Abhänge sind recht steil. So kann es geschehen, dass man in der Brandung, dort wo man noch gut stehen kann, mit den Wellen spielt und dann durch die Wellen ein Stück seitlich versetzt wird, und man plötzlich den Boden unter den Füßen verliert und sich unversehens im Buhnentrecker befindet. Diese häufig vorkommenden Buhnentrecker sind der Grund dafür, warum auf Schildern an unseren Nord- und Ostseeküsten oft gewarnt wird: „Nicht in der Nähe von Buhnen baden!“
Wie kann nun auch ein Laie von Land aus einen Trecker an einem Stück Strand erkennen, wo Buhnen oder sonstige Bauwerke weit entfernt sind? In einem Trecker sieht das Wasser ruhiger aus, da der Rückstrom die Brandung dämpft. Außerdem kann das Wasser in einem Trecker eine andere Färbung als das umgebende Wasser haben. Eventuell treiben im Trecker Seetang oder andere Gegenstände in die See hinaus. Das ist es aber auch schon. Die Ursache eines Sandbank-Rückstromes, die Rinnen in der unter Wasser liegenden Sandbank kann man nicht sehen.
Oft wird ein ablandiger Wind, also einer, der in Richtung Meer weht, für die Schwimmenden für gefährlich gehalten. Das ist im Allgemeinen nicht der Fall, denn – wie bereits geschildert – entsteht hier keine Strömung, die vom Land wegtreibt. Aber das Schwimmen kann mehr oder weniger erschwert werden, wenn der Wind kleine ripplige Wellen erzeugt, die den Schwimmer beim Luftholen behindern. Anders sieht es aus, wenn Luftmatratzen oder Gummiboote im Wasser schwimmen. Die können vom Wind erfasst werden, so dass man trotz heftigen Ruderns weiter in die See hinausgetrieben wird. Solche Abtreibungen sind häufig an Küsten möglich, an denen eine Steilküste wie etwas auf Sylt (das Rote Kliff) zwischen Kampen und Wenningstedt für die am Strand Weilenden den ablandigen Wind kaum spüren lässt. Auch die Angst, dass die Ebbe (die Zeit, in der der Wasserspiegel bis zum Niedrigwasser abfällt), die Menschen in die See hinausziehen könnte, ist völlig unbegründet, solange man sich von Buchten und Enden von Inseln, hinter denen ein Wattenmeer liegt, fernhält.
Es wird oft für gefährlich gehalten, zu weit in
die See hinauszuschwimmen. Solange sich noch keine Schaumköpfe bilden, also etwa unter Windstärke Beaufort 4, ist das Schwimmen dort nicht gefährlicher als bei uns in einem großen See. Jedenfalls
habe ich persönlich – groß geworden auf Sylt und dort jahrelang Rettungsschwimmer gewesen – an keinem Strand, den wir besucht haben, je einen Schwimmer „draußen“ in der See in Not erlebt, weder
auf Sylt, noch an den verschiedenen Stränden von Gran Canaria, Ibiza, Formentera, Sardinien, an der Côte d’Azur, im Nordatlantik bei Biarritz oder an der Ostsee. Ob es sinnvoll ist, im Meer weit
hinauszuschwimmen, muss bezweifelt werden; auch wenn ich es gerne tue. Die Unfälle, die durch Trecker in einiger Entfernung vom Strand geschehen,
werden oft ungenau dargestellt und als „draußen geschehen“ bezeichnet. Allerdings haben Rettungsschwimmer es nicht gerne, wenn man sich zu weit vom Ufer entfernt und verbieten es in ihrem
bewachten Abschnitt. Insgeheim verfolgt man diesen Schwimmer doch mit den Augen, was ablenkt, und vor allem ist für viele Badende, darunter Kinder dann der Anreiz gegeben, ebenfalls weiter hinaus
zu schwimmen. Insofern sollte man in Ufernähe bleiben, wo – wie an der Ostsee – weiße Bälle den Badebezirk abgrenzen. Weiße Bälle an der Nordsee werden durch heftigen Wind und starken Seegang
weggetrieben, daher trifft man sie dort nur selten an.
Quietschender Sand
Wie man bereits in meinem Buch „Das Meer, die See“ lesen kann, schreibe ich dort über quietschenden
Sand:
„Beim Rennen oder schnellen Laufen am Strand kann man gelegentlich plötzlich von einem Quietschen im Sand und einem
gleichzeitigen Vibrieren an den Fußsohlen überrascht werden. Man hat hier einen quietschenden Sand erwischt. Der muss bestimmte Bedingungen erfüllen: Er muss eine bestimmte Korngröße haben, die
Sandkörner müssen glatt und abgerundet sein, und er muss trocken sein. Quietschende Sande kann es an fast allen Sandstränden geben, ihre Lage verändert sich jedoch durch Wind und Wasser
ständig.“
Vor kurzem habe ich an der Ostsee am Strand von Koserow auf der Insel Usedom wieder einmal quietschenden Sand erlebt, und zwar dicht am Wasser, wo der Sand
trocken war, in einer ununterbrochen Strandlänge weit mehr als einen Kilometer, was ich in dieser Beständigkeit noch nie erlebt hatte. Und ebenso verblüfft war ich, dass der Streifen
quietschenden Sandes sich höchstens über die halbe Strandbreite erstreckte. Wenn man sich also ein wenig vom Wasser entfernte und in Richtung Dünen oder Steilküste ging, dann hörte das Quietschen
auf. Um diesem geologischen Phänomen auf die Spur zu kommen, habe ich zwei Proben dieser beiden Sande mit nach Hause genommen.
Zusammengesetztes und stark vergrößertes Bild der beiden Sandkornarten.
Rechts der quietschende Sand.
Aber was sagen uns diese beiden Sandproben? Die rechten Sandkörner sind lediglich größer, also gröber. Aber soll dies die Erklärung sein? Ehrlich gesagt: Ich finde hier keine. Meine Behauptung in meinem Buch, der Sand müsse eine bestimmte Korngröße haben, und die Sandkörner müssten glatt und abgerundet sein, lässt sich wohl nicht aufrecht erhalten.
Sucht man im Internet, dann wird dort in einem Artikel unter Spektrum.de „Singender Sand“, der in „Spektrum der Wissenschaft“, 8/1998 erschienen ist, berichtet, dass Sand neben quietschenden auch dröhnenden Geräusche erzeugen kann. Quietschender Sand erzeuge kurze hohe Töne mit einer Frequenz zwischen 500 und 2500 Hertz, die weniger als eine Viertelsekunde andauern. Sie seien musikalisch weitgehend rein und enthielten oft vier bis fünf Oberschwingungen des Grundtons. Der Kompressions-druck eines auftretenden Fußes führe zu einer Bewegung der Sandschichten gegeneinander, die ihrerseits quietschende Töne zur Folge habe. In Wikipedia liest man: „Das Quietschen des Sandes entsteht durch mechanische Beanspruchung, also den beim Darüberlaufen eingetragenen Druck und die dadurch hervorgerufene Reibung zwischen den Körnern.“
Die Aussage in der erwähnten Ausgabe von „Spektrum der Wissenschaft“, dass beim Quietschen die hohen Töne weniger als eine Viertelsekunde andauern, entstand vermutlich aus der Erfahrung beim Laufen über diesen Sand. Wenn man den Fuß über eine solche längere glatte Sandfläche führt, dann quietscht der Sand wesentlich länger, so lange nämlich wie der Fuß (oder ein anderer dem Fuß entsprechender Gegenstand) den Sand mit entsprechendem Druck und entsprechender Geschwindigkeit berührt (quählt).
Der Sand, der quietscht, liegt stets unmittelbar an der Flutkante, dort, wo er gerade vom Wasser angespült worden
ist und nun getrocknet ist. Man könnte ihn den „Ursand“ nennen. Wenn dieser Ursand nun vom Winde ergriffen landeinwärts geweht wird, dann werden die leichtere, und somit kleineren Sandkörner zuerst verweht. Man nennt diesen Sand,
der sich zu Dünen aufbauen kann, auch Flugsand. Dieser Flugsand qiuetscht –
zumindest nach meinen Erfahrungen – niemals.
Es scheint so, als existiere bis heute keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Theorie darüber, warum Sand unter bestimmten Bedingungen solche Geräusche von sich gibt. Liegt es an der Größe oder Form einzelner Sandkörner, oder kommt es auf die besondere Art ihrer Wechselwirkung an? All dies spielt – neben weiteren Faktoren – sicherlich eine Rolle. Bislang wurden nur wenige systematische Untersuchungen durchgeführt, und keine ist zu einer eindeutigen Erklärung gelangt.
Vielleicht findet einer der Leser dieses Artikels eine Erklärung zum Quietschenden Sand. Ich warte unter der E-Mail- Adresse peterhahn1935@gmail.com darauf.
4.
2 Gedichte von Puerto Rico (GC)
4.1. TENIS LA COLINA
As I sit here cup in hand
Drinking tea in a foreign Land
I have views that cannot be surpassed
If only forever it could last.
Where to look first I do not know
It will break my heart when I must go
I will try to describe the pleasures I see
to savour this moment for you and me.
I am sitting by the swimming pool surrounded with hedges that create a wall
Gardens with trees so magnificent
Surely from heaven they were sent!
You cannot help notice a traditional sight
One to my left and four to the right
Palm trees stand as still as the night
The tallest must be thirty feet in height.
If the weather is poor and you're feeling fraught
Walk up five steps to the tennis court
Villas to one side und the sea when you serve
Spectacular, now try and keep your nerve
Estraya the dog barks, as people walk by
Then lies on his side und gives a big sigh
He is now too old und much too fat
As all the guests feed him this and that
I am also to blame or so it would seem
Giving him one too many custard creams.
Birds I hear singing in the trees
Timeshare salesman saying come, look at these!
A screech of tyres, a car hits the bend
A potential accident to attend.
These sounds are rare, peace maintained
Tranquillity here is always gained.
The month is March, the weather strange
Within five minutes it can change
Cloudy,drops of rain, but mostly sun
Let me turn around I am nearly done.
This time of the year when you need to eat
It is never too busy to find a seat
At any restaurant you care to choose
All providing extremely cheap booze
Not far to walk, a pleasant stroll
If only this was my only goal.
Visitors arrive, false alarm
It is Peter from five together with Juan
Carrying trees that they will plant here
Ever in increasing the atmosphere.
Both share pride in the work they do that they do
If only others would join the queue
I have a dream to do just this
But first I must learn a little Spanish
The first and only clue I give
To where I am and want to live
I am buying my share of life's luxury
To enjoy, for ever, to Eternity.
By David A. Taylor, Puerto Rico (GC), March 1993
4. 2. Sea, Sun, Shade
A West Berliner
holds his polished lenses
to the evening light
if he should
penetrate
the ocean haze,
the tip of
Tenerife
would shift
first in
then out
of focus
magnified)
his frau –
who’d ruled
the court
that morning
with precise
and well-timed strokes
folds away
the floral parasol
turns
with a sudden thought –
and is enveloped
by the apartment,
its coming
penumbra,
its day-long marble cool.
Puerto Rico (GC) July 1987,
Author’s name lost, sorry!
Kampener Leuchtturm 1948
Leuchtfolge seinerzeit: lang, kurz, kurz, kurz