1.  „Verunreinigtes“ Deutsch

2.  Rettet den Konjunktiv!

 

 

 

„Verunreinigtes“ Deutsch

 

 Man kann dem „Duden“ schon lange nicht mehr trauen.  Er schaut dem Volke zu sehr aufs Maul.  Wenn etwas nur lange genug ‚falsch’ gesagt wird, nimmt es der Duden auf und stellt es als richtig hin.  Wie unten erwähnt kann man nun sagen „Aufoktroyieren“, ein glatter Pleonasmus. (Verbindung bedeutungsgleicher oder -verwandter Ausdrücke in einer Wortgruppe) Oder der Duden lässt zu: „Hast du das neue Update schon downgeloadet?“ Bei „anmieten“ sagt er, der aktuelle Duden, immerhin noch: „[vorübergehend] für einen bestimmten Zweck o.Ä. mieten.“ Aber so benutzt es kaum jemand, man „anmietet“ fast immer, einfach so. Dann müsste es auch statt eines Mietvertrages einen „Anmietvertrag“ geben. Unten gibt es dazu mehr zu lesen. „Abmieten“ wäre dagegen eine sinnvolle Wortschöpfung, wo man sonst nur sagen könnte: „Den Mietvertrag beenden, aufheben…“

 

 

Spiegel 12/2016

 Ein Über verschwindet (im Folgenden: eine verkürzte Darstellung)

 

   Es geht hier darum, dass statt „über“ fälschlicherweise oft „zu“ benutzt wird. Beispiele: Es heißt etwas: Andrea Nahles hat „zur“ Rentenreform gesprochen; Angela Merkel hat sich „zur“ doppelten Staatsbürgerschaft vernehmen lassen; Donald Trump hat ein Statement „zum“ chinesischen Neujahrsfest in Taiwan angegeben. Klingt kaum noch falsch. Ist es aber. Denn, wenn man nicht gerade das Gespräch mit der Rentenreform sucht, dann spricht man immer nur „über“ sie. „Zu“ heißt es, wenn es um Menschen geht, und auch nur, wenn man sich gegenüber steht. So wie die eine Klatschbase „zur“ Zweiten über die abwesende Dritte herzieht.

 

 

                  Fehlerhafte Ausdrucksweisen

 
 

anscheinend – scheinbar

Anscheinend drückt eine Vermutung aus,

scheinbar hingegen sagt, dass es nur dem äußeren Eindruck nach, nicht tatsächlich so ist.

(Haartönung von Wella:)

Mit sichtbarem Glanz und Farbe

Unsinnig: wenn man den Glanz und die Farbe nicht sähe, dann brauchte man das Mittel nicht zu benutzen.

. . . hätte beinahe gewonnen gehabt.

. . . hätte beinahe gewonnen.  Anhängen von gehabt  ist typisch bei Berlinern und Süddeutschen.  Doch es gibt Ausnahmen: z.B. (Duden): „Als B. seine Operette schrieb, hatte H. das Opernhaus gebaut ... gehabt.  Doch auch hier ist es besser, zur Verdeutlichung Adverbien wie bereits, vorher, bis dahin usw. zu verwenden. Also „... hatte H. das Opernhaus bereits gebaut.“

... kann man in jedem Buchhandel kaufen.

... kann man in jeder Buchhandlung kaufen

... weil die Aufmerksamkeit der Naturwissenschaften auf die sachlichen Zusammenhänge der Dinge abzielt.

 

Was ist abzielen im Gegensatz zum zielen?

 „Danach werden alle … Forscher ausgelagert“, sagte Lagetsi-Sprecher Robert Ruth. 

„Berliner Zeitung“ vom 02.06.2010

Ich wusste nicht, dass man auch Menschen auslagern kann.

„Das kann man ja noch mal wiederholen“ (Pleonasmus)

„… wiederholen“ reicht aus

 „Die Temperatur fällt in der Nacht auf ... Grad herab“

herab fallen (Pleon.)

„... fällt ...“  hätte gereicht

Abgereichertes Uran

Zur Verharmlosung des in Munition und Panzerung verwendeten Urans.  Abgemagert war wohl ein zu harmloses Wort.  Abgereichert ist jedoch ein falscher Begriff.  Ist so ähnlich wie abzugenommen.  Ansonsten gilt noch angereichert. 

Abpflücken (von Obst)

Pflücken reicht

Absage erteilen (Netanjahu hat Gabriel eine Absage erteilt)

Beamtendeutsch; reicht nicht abgesagt?

Ankaufen

Reicht kaufen nicht? Bei der Werbung offenbar nicht.

In Angriff nehmen

Beamtendeutsch; Beginnen zu …, anfangen mit …

Anmieten

 

 

 

 

Abmieten

Wie oben bereits erwähnt: Mieten„ müsste reichen, aber unser Sohn Christian sagt, in der Sprache der Kaufleute (Hotel z.B.) wird zu zusätzlichem Mieten anmieten gesagt.  Klingt nach Ausrede; dann ist es jedoch in den anderen Fällen falsch.

Abmieten statt kündigen ließe sich schon eher begründen.

Kleidung abändern, umändern

Ändern reicht

Ansteigen: Das Hochwasser soll sogar noch weiter ansteigen.

Es reicht aus, zu sagen: „… noch weiter steigen“

Aufoktroyieren (Pleon.)

Oktroyieren,  heißt bereits aufdrängen, aufzwingen (Allerdings: der aktuelle Duden lässt das ohne ‚zu erröten’ zu)

Aufwecken (Pleonasmus)

Reicht nicht wecken?

Aufsummiert (Pleonasmus)

Summiert  tut’s doch auch.

Aufwecken (Pleonasmus)

Reicht nicht wecken ?

 

Aufspalten

spalten ist nicht genug?

Auseinanderdividieren

Auseinanderspalten

 (Pleonasmen)

Dividieren heißt teilen (von lat. divisio‚ „Teilung“), Auseinderteilen?

 

Auslöschen

Es reicht löschen, wäre möglich zur Verstärkung: Leben auslöschen

…, der einen Bann gegen die Darwinsche Lehre beschlossen hatte.

(aus Wiki über Kreationismus)

„…, der einen Bann der Darwinschen Lehre beschlossen hatte.“  Ist wohl eher richtig.  Ein Bann gegen?

 

Behindert irgendetwas alle Spuren, dann ist die Fahrtrichtung oder Straße gesperrt. In den Nach-richten wird jedoch fast immer voll gesperrt.

Oder:

Nach einem Unfall, ist die ...  total gesperrt.  (Pleonasmus)

Gesperrt wohl reicht aus

Billige Preise (Lidl)

Billig kann nur eine Ware sein, siehe „Teurer Preis“

Bundesminister Clement: „Der Aufschwung verliert Fahrt“

Tsp. vom 26.10.2004

Kann man Fahrt verlieren?  oder nur an Fahrt?

Das bin ich gewöhnt.

Das bin ich gewohnt.

Das Kaufhaus ist am Sonntag auf

… ist am Sonntag geöffnet

auf machen -> öffnen

zu machen -> schließen

ausmachen -> löschen

an machen -> einschalten

ab machen -> entfernen

„Bei außem Licht und zuen Fenstern abbe Knöpfe annähen. (Nordeutscher Scherz)

Das sieht nicht aus.

Das sieht nicht gut (oder sonst wie) aus.

Aber man sagt dennoch:  hier riecht es.  Ist korrekt, denn man kann dann noch hinzufügen, wonach es riecht.

Ich fühle mich nicht, ist hingegen falsch.  Man fühlt sich immer irgendwie. Man kann sich gut, schlecht oder anderswie fühlen

Das sieht optisch nicht gut aus (Pleonasmus)

Aussehen enthält stets die Optik

Deeskalieren  (Pleon.)

Von Eskalade, Sturmleiter.  Man eskaliert eine Festung.  Man bewegt sich also nach oben.  Was macht man beim De-Eskalieren?  Herab-Hinaufbewegen?  Man meint heute damit fälschlicherweise ein Herabstufen.

Der Fahrer ist heute ausgefallen

Armer Fahrer, wie er wohl jetzt aussehen mag?

Die Tour ist heute ausgefallen, weil der Fahrer z. B. krank ist.

Die meiste Kreditkarte

Ist wohl mehr als Werbegag zu verstehen

Die Schneehöhe wächst an,

Anwachsen  (Pleon.)

 „Wachsen“ reicht aus, wie wär’s mit abwachsen?

„Du fechtest“ ist genau so falsch wie „du hast gewunken“. Aber warte nur balde, dann steht es so im Duden.

Du fichtst

Du hast gewinkt.

 

Ein Lkw behindert die rechte Fahrspur

Ein Lkw behindert den Verkehr auf der rechten Fahrspur.

Eine Fahrspur bewegt sich nicht, kann also nicht behindert werden.

Eingescannt

Gescannt (wenn schon Englisch so missbraucht wird.) Man muss immer irgendwohin scannen, also etwa in einen Rechner hinein scannen. Lässt der Duden erstaunlicherweise (noch) nicht zu.

Eingeschrumpft

geschrumpft reicht

… zum Einsatz kommen

Beamtendeutsch:   … eingesetzt werden

Einzelne Details (Pleon.)

Kleine Details (Pleonasmus)

Detailgenauigkeit

Details reicht. Detail heißt Einzelheit, Einzelteil.

Er ist zur FDP über gewechselt (Pleonasmus)

Wechseln enthält das „Hinüber“ bereits, also: Er ist zur FDP gewechselt.

Das endgültige Endergebnis der Wahl in Italien (info radio)

Endergebnis ist noch nicht endgültig genug?

Ergebnisse zeitigen

Laut Duden kann zeitigen auch hervorbringen, induzieren, kreieren , liefern, wecken… ausdrücken. Schön muss man das aber nicht finden

Erschreckt/erschrocken

Du hast mich erschreckt, ich habe mich erschrocken.

Es existiert eine Schere zwischen den schlechten und guten Schülern.

Was macht die Schere dort?
Sicherlich falsch, denn das Bild der Schere soll einen Winkel zeigen, der eine stärker werdende Öffnung vor Augen führt. So kann man sagen „die Schere zwischen den schlechten und den guten Schülern öffnet sich immer weiter“.

Es gibt zwei Alternativen

Gemeint ist hier:  Es gibt zwei Möglich-keiten, also eine Alternative.

So wieder einmal in der Tagsschau etwa am 27. 06. 2011 gesagt in der Nachricht, dass für die Regelung der Organtrans-plantation zwei Alternativen vorgeschla-gen werden (statt zwei Möglichkeiten, also eine Alternative)

Feuchtigkeitspflegende Lotion

Hier wird also die Feuchtigkeit gepflegt und nicht gespendet, wie es sonst so schön in der Werbung heißt.

Fünf Verwundete wurden geborgen.

Lebende werden gerettet, Tote kann man nur bergen.

„Fünf Verwundete wurden gerettet“ ist richtig

… gegenüber des Jüdischen Museums.

 

Ulli Zelle (mehrmals) in der Abendschau des rbb (Radio Brandenburg Berlin).

Gegenüber dem Jüd. Museum.

Falsch ist auch gegenüber vom …

Geheimversteck (Pleon.)

Ein Versteck ist schon per se geheim

Gesonnen − gesinnt

Er ist mir wohl gesonnen.

Gesonnen hat die Bedeutung von willens,

gewillt. Man muss somit gesonnen sein, das zu beachten.

Gesinnt hat etwas mit Gesinnung zu tun.  Man ist jemandem wohl gesinnt.

Die Flug- und Fährverbindungen sind gestrichen worden.

Für mich falsch, eher: annulliert.

Besser: Flug- und Fährverbindungen sind eingestellt worden

Haarfrisur (Pleonasmus)

Frisur

Hochaddiert (Pleonasmus)

Addiert

Ich habe zu Hause noch ein Buch zu stehen

Falsch gebrauchter Infinitiv (sog. „Berliner Infinitiv“).

Ich persönlich ...  (Pleon.)

„Ich“ reicht

Ist da wirklich Zucker drin? (Pleonasmus)

Ist darin wirklich Zucker? (sonst doppeltes da, drin=darin)

Mit reinem Vitamin C

Gibt es auch anderes Vitamin C, etwa unreines?

Unrein für schmutzig

Verunreinigt wird von angeklagten Firmen gern für verschmutzt verwendet, um den Schweregrad des Schmutzes sprachlich zu mildern.

Dergl. Verunsaubertes Wasser

Verunreinigte Infusion

Statt schmutziges Wasser

 

 

 

 

 

 

Damit die Klinik nicht zuzugeben muss, dass die Infusion schlicht „verschmutzt“ war. 

Mit neuer Formulierung: VISS

Aus der Werbung.  Statt „Mit neuer Formel: VISS“

Momper: „Nachdem wir die Einheit herstellen konnten…“

Nachdem verlangt das Plusquamperfekt.

Also: „Nachdem wir die Einheit hergestellt hatten…“

Nach vorliegenden Informationen…

Eine leere Aussage, es reicht:  „wie berichtet wird“ oder ähnlich.

Sinnvoll nur mit einem Zusatz wie diesem:  „Nach bisher/bereits vorliegenden Informationen…“

nachfolgend (Pleonasmus)

Folgend

Nachrichten-Inforadio 5.7.10.

Betr. Afghanistan: „Die meisten Toten kamen aus den Vereinigten Staaten.“

Wie grausig: die Toten kommen!

Richtig ist: „Die meisten Toten waren US-Amerikaner.“  

Naturkräuter

Gibt es denn künstliche Kräuter? Ist also doppelt gemoppelt, aber hört sich „echter“, „wahrer“ an.

(Ist jedoch nicht mehr zu ändern)

Nullwachstum

Eigentlich Unsinn, wird dennoch ernsthaft und häufig benutzt

Positive Hoffnungen  (Pleonasmus)

ARD-Tagesschau vom 19.6.10

Hoffnungen sind für sich bereits positiv, sonst gäbe es auch negative Hoffnungen.

überprüfen

Bringt das mehr Ergebnisse als prüfen?

Um Rückantwort wird gebeten (Pleonasmus)

Antwort, Rücksendung; Rückantwort ist kaum noch von den Briefumschlägen und sonst wo zu entfernen.

Rückstau (eigentlich Pleon.)

Stau reicht aus

Mir geht es ganz einfach darum, dass wir in unserem Land als Erstes wieder mehr Selbstachtung miteinander haben, dass wir miteinander so umge-hen, dass wir einen fairen und freien Umgang haben. Am 23.01.2012 wirft der FDP-Politiker Joachim Günther der Presse Sensationslust vor.

Gibt es Selbstachtung miteinander?

Testung, Therapierung

Test, Therapie reicht. Warum daraus ein Hauptwort machen? Es ist bereits eins.

In die Umsetzung bringen

Umsetzen reicht

Unkosten

Kosten reicht meistens

Untiefe  wird unterschiedlich verwendet

Untiefe ist eine seichte Stelle (korrekt, da un =

nicht); gelegentlich auch eine sehr tiefe Stelle, wobei die Vorsilbe un nicht als Verneinung sondern als Verstärkung gedacht ist, wie Unmenge, Unsumme.

Unkraut

Heißt im Spanischen „mal hierba“, also schlechtes Kraut. Das ist wohl besser als der Begriff „Nichtkraut“.  Aber das Wort „Unkraut“ ist wohl leider nicht mehr auszurotten. Übrigens: Auch Unkraut ist Gottes Geschöpf.

Unterauslastung  (20.10.04)

(Pleonasmus)

IG-Metallvorsitzende Huber:  Opel habe mit einer „massiven Unterauslastung der Kapazitäten zu kämpfen.“  Statt etwa „… mit einer äußerst geringen Auslastung der Kapazitäten zu kämpfen.“

Verschiedene Variationen (Pleonasmus)

Variationen reicht

vorprogrammiert (Pleon.)

programmiert, denn ein Programm ist etwas, was zukünftig abläuft, also vor dem Ablauf bereits da ist.

Was steckt in den leckeren Kalorien?

Was steckt wirklich in den leckeren Kalorienbomben? In den Kalorien stek-ken nur Kalorien, eben Wärmemengen.

Widerspiegeln (Pleonasmus)

spiegeln, wiedergeben (auch wieder im Duden zu finden) 

Wir backen jeden Tag für sie frisch

(Pleonasmus)

Ist es nicht selbstverständlich, wenn man jeden Tag backt, dass dann die Backware frisch ist?

Wowereit: „Sie haben das Thema abgehandelt gehabt.“

Doppelt gemoppelt:  Sie hatten das Thema abgehandelt.  Möglich wäre aber: Sie hatten Pech gehabt.  Hier steht haben als Zeitwort für sich.

Das dauert Zeit

Umweltminister Röttgen in der Tagesschau am 11.12.2011.  Meiner Ansicht nach ist im Wort dauern der Zeitbegriff bereits enthalten. So wäre auch der häufig benutzte Ausdruck „das dauert seine Zeit“ nicht richtig.  Mir scheint besser:

Das dauert lange oder braucht Zeit.

Der Duden sagt zum Wort Dauer: 1. Zeitspanne von bestimmter Länge; Zeitraum; 2. das Andauern, Fortbestehen; unbegrenzte Zeit

Zerschmelzen, abschmelzen

Reicht nicht schmelzen? (Bin mir nicht sicher.)

Zukunftsperspektive (Pleonasmus)

Die Perspektive ist schon auf die Zukunft gerichtet

General Motors Manager zur Opel-Kriese am 16.02.2012:

… sei es schwer, Vorhersagen zu machen, vor allem für die Zukunft.

Kann man Vorhersagen für eine andere Zeit als die Zukunft machen, etwa für die Vergangenheit?

Somit Pleonasmus.

Zurückkontern,

Die Tennisspielerin habe zurückgekontert (Pleon.)

Kontern beinhaltet das zurück

Zurück erinnern

oder Rückerinnerung

Wenn ich mich zurückentsinne …

(beides Pleonasmen)

Erinnern reicht, erinnern bezieht sich stets auf die Vergangenheit, entsinnen ebenfalls.

Zurückreflektiert (Pleon.)

Zurückgeworfen, gespiegelt, reflektieren heißt bereits zurückwerfen, spiegeln

Zurückscheuen (Pleon.)

Scheuen enthält bereits das Zurück(schrecken)

Ist aber wohl nicht mehr zu ändern

Zusammenaddieren (Pleonasmus)

Addieren heißt zusammenzählen

Zusammengesammelt (Pleonasmus)

Sammeln reicht

Zusammenschrumpfen (Pleonasmus)

Schrumpfen, zusammenlaufen, einlaufen

In keinster Weise

Kein, keiner am keinsten?

Der Einzigste

Einzig, einziger am einzigsten?

Zu unserer vollsten Zufriedenheit

Voll, voller am vollsten?

Falscher

Falsch, falscher am falschesten?

Optimaler

Optimal, optimaler am optimalsten?

Optimal ist bereits das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen

Weitgehendst

Gehen lässt sich nicht steigern. Richtig wäre weitestgehend, wenn überhaupt nötig

Werbung am Steglitzer Schloss-Kaufhaus

Hier entsteht Berlins einzigartigstes Einkaufsparadies. Einzigartig, einzigartiger am einzigartesten?

 

 

 

 

Pleonasmen

 

     Viele Pleonasmen werden sooft verwendet, dass man gegen ihren Gebrauch kaum noch etwas einwenden kann, weil man oft die Bedeutung mancher Wortteile nicht kennt: Beispiele: klammheimlich (clam [lat.] „heimlich“), Glasvitrine (Vitrine „gläserner Schaukasten bzw. -schrank“ von lat. vitrum „Glas“), Cuttermesser (to cut [engl.] „schneiden“), auseinanderklaffen,  jüdische Synagoge, Fußpedal, still-schweigend, schlussendlich, Düsenjet (Jet „Düse, Strahl“), Puls-schlag (lat. pulsus „Schlag“), auch der Begriff Volksdemokratie scheint widersinnig, da Demokratie bereits Volksherrschaft heißt (δῆμος [griech.] „Volk“ und κρατός  Gewalt“, „Macht“, „Herrschaft“

 

 

RUDOLF WALTER LEONHARDT

2.                                   Rettet den Konjunktiv

Aus DER TAGESSPIEGEL im November 2000

 

  Bei vielen von uns hat man zuweilen den Eindruck, ihre Abneigung gegen den Konjunktiv und gegen den Irrealis, von der Unterscheidung zwischen den beiden gar nicht zu reden, seien ein Trauma aus vergangenem Latein-Unterricht. Dabei ist alles so einfach. Es gibt ein paar Regeln, an die man sich halten kann oder auch nicht. Ich will wahrhaftig kein verspäteter Lateinlehrer sein. Ich habe nur Vorschläge zu machen. Ob Sie sie annehmen, sei Ihre Sache. Es werden keine Zensuren verteilt. Bleiben wir beim Trauma.

 

1.   Es ist ein Trauma. (Indikativ).

 

2.   Er sagt (sagte, wir sagen), es sei ein Trauma. (Konjunktiv, es gibt keine Tempora des Konjunktivs.)

 

3.   Er tat so, als ob es ein Trauma wäre (gewesen wäre, sein würde). Hier also handelt es sich um einen Irrealis. Er kann in die

   Vergangenheit wie in die Zukunft versetzt werden. Er bedeutet: So war es eben nicht!

 

 

   Immer wieder lese ich: „Er tat so, als ob das nicht in Ordnung sei." Aber er tat jedoch nur so. Es ist ja offenbar alles in Ordnung. Wo denn könnte der Irrealis noch deutlicher gefordert werden? Somit muss es heißen: „Er tat so, als ob das nicht in Ordnung wäre!“

 

    Der Rest ist peanuts (Unwort 1994). Der Konjunktiv wird vom Präsensstamm gebildet. Der Irrealis vom Imperfektstamm. Es gehe hier nur um den Konjunktiv in distanzierender Ausdrucksform („indirekte Rede“). Andere Verwendungen des Konjunktivs seien Ihre Sache, denn sie machen Gott sei Dank keine großen Schwierigkeiten. Vielleicht sollte noch darauf hingewiesen werden, dass, wie es ein Rhetoriker einmal formulierte, gutes Deutsch eine „würdelose“ Sprache ist. Jedes zweite „würde“, das wir so gern verwenden, ist überflüssig. Der Konjunktiv von „werden“ heißt „werde“.

 

   Da gibt es nun nur noch eine kleine Tücke. Manchmal klingt der Konjunktiv eines Verbs genau so wie der Indikativ. Etwa so: „Er sagt, er könne das nicht leiden“. Völlig klar. Aber jetzt im Plural: „Sie sagten, sie können das nicht leiden“. Jetzt ist die beabsichtigte Distanzierung weg. Und in solchen Fällen, in denen der Konjunktiv nicht vom Indikativ zu unterscheiden ist, darf und muss der Konjunktiv vom Imperfektstamm abgeleitet werden: „Sie sagten, sie könnten das nicht leiden“

 

  Auch ohne solche Feinheiten lässt sich leben. Nur, was sagen Sie einem, der Deutsch lernen will? Wichtig bleibt, dass wir einen Unterschied machen zwischen „als sei’s ein Stück von ihm„ (er behauptet das wenigstens) und „als wär’s ein Stück von ihm„ (dann könnte das ein strafbares Plagiat sein.)

 

Ergänzung von mir (Peter Hahn):

Dazu ein passendes Beispiel der Deutschen Welle. In einer Nachrichtensendung wurde gesagt:

 

    ... Seeleute sind geborgen worden. 14 Seeleute, darunter der Kapitän, hätten gerettet werden können.“

Als ich den letzten Satz hörte, war ich verwirrt, denn ich hatte einen Nebensatz erwartet, der mir mitteilt, wieso sie nicht gerettet werden konnten. Der Grund, warum ich den Nebensatz vermisste, ist der, dass sie mit dem Wort ‚hätten’ den sogenannten Irrealis benutzt haben, der ausdrückt, dass etwas nicht so ist; also hier, dass die Seeleute nicht gerettet werden konnten. Sie wurden offenbar jedoch gerettet. Das hätten die Verfasser dann mit dem Konjunktiv ausdrücken müssen, für den es keine Tempora gibt. Somit wäre richtig gewesen:itän, haben gerettet werden können.“  oder „14 Seeleute, darunter der Kapitän, seien gerettet worden.“